PD Dr. Theo Jung
Wissenschaftlicher MitarbeiterAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas Belfortstraße 20, Rückgebäude, R. 206 79098 Freiburg im Breisgau
Telefon: +49 761 203 - 98743 E-Mail: theo.jung@geschichte.uni-freiburg.de
Postanschrift: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg |
Wissenschaftlicher Werdegang
Stipendien und Auszeichnungen
Mitgliedschaften
Forschungsinteressen und laufende Forschungsprojekte
Publikationen
Geburtsdatum
1. August 1981 (Heerlen, die Niederlande)
2011–heute | Wissenschaftlicher Assistent, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas |
2021 | Habilitation in Neuerer und Neuester Geschichte mit der Arbeit „Qui tacet: Die Politik des Schweigens im Europa des langen 19. Jahrhunderts“ |
2017–2018 | Postdoc Forschungsstipendium, Gerda Henkel Stiftung |
2014–2015 | Postdoctoral Fellow, Deutsches Historisches Institut, London. |
2014 | Karl-Ferdinand-Werner Fellow, Deutsches Historisches Institut, Paris. |
2006–2010 |
Promotion in Geschichte, Universität Bielefeld Dissertation: Zeichen des Verfalls. Semantische Studien zur Entstehung der Kulturkritik im 18. und frühen 19. Jahrhundert (summa cum laude). Betreuung: Prof. Dr. Willibald Steinmetz (Bielefeld), Prof. Dr. Pim den Boer (Amsterdam). Dissertationspreis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft. |
2008 | Marie Curie Fellow, École Normale Supérieure, Paris. |
2004–2005 | Erasmus Studienaustausch, Humboldt-Universität Berlin. |
2001–2006 | MA Philosophie der Geisteswissenschaften, Universiteit Leiden. |
1999–2005 | MA Geschichte, Universiteit Leiden. |
2018 | French History Article Prize 2017, Society for the Study of French History |
2017–2018 | Post-Doc-Stipendium der Gerda Henkel Stiftung |
2016 | Baden-Württemberg-Zertifikat für Hochschuldidaktik |
2014–2015 | Postdoctoral Fellowship, Deutsches Historisches Institut London |
2014 | Karl-Ferdinand-Werner-Fellowship, Deutsches Historisches Institut Paris |
2011 | Dissertationspreis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft |
2010 | Stipendium des Rektorats der Universität Bielefeld |
2008 | Marie Curie Fellowship, École Normale Supérieure, Paris, European Doctorate Program „Building on the Past“ |
2006–2009 | Stipendium der Bielefeld Graduate School in History |
2004–2005 | Stipendium im Rahmen des Erasmus-Programms, Humboldt Universität, Berlin |
2002 | Masterclass „Crayenborgh College“, Universiteit Leiden |
2014–heute | Arbeitskreis Geschichte und Theorie, seit 2018 als Sprecher (gemeinsam mit Dr. Anna Karla) |
2014–heute | History of Concepts Group |
2012–heute | Frankreich-Zentrum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (assoziiert) |
2011–heute | Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands |
- Vergleichende europäische Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts (insb. Deutschland, Frankreich und Großbritannien)
- Politische Kultur- und Kommunikationsgeschichte
- Historische Semantik und Diskursanalyse
- Geschichte der Kulturkritik
Habilitationsschrift (angenommen im Oktober 2021; der Habilitationsvortrag „Der Y2K Millennium Bug: Die Vorgeschichte eines ausgebliebenen Ereignisses“ hat am 15. November 2021 stattgefunden)
Qui tacet: Die Politik des Schweigens im Europa des langen 19. Jahrhunderts
Wir sind es heute gewohnt, politische Macht mit ‚Mitsprache‘ gleichzusetzen und Partizipationskonflikte als Kämpfe um das Recht, seine ‚Stimme‘ zu erheben und ‚gehört‘ zu werden, aufzufassen. Diese Sichtweise lässt ein anderes, nicht weniger konstitutives Element politischer Kommunikation leicht in Vergessenheit geraten: das Schweigen.
Während Politik noch in der Frühen Neuzeit sehr wesentlich mit dem Schweigen verknüpft war, ist die politische Entwicklung Europas seit der Französischen Revolution – von Zeitgenossen ebenso wie von der Historiographie – zumeist im Sinne eines Kampfes gegen das Schweigen interpretiert worden: gegen das auferlegte Schweigen der Stimmlosen im Namen ihrer politischen Mündigkeit einerseits, sowie gegen das hoheitliche Arkanum zugunsten politischer Transparenz andererseits.
In diesem Projekt wird aus einer deutsch-französisch-britisch vergleichenden Langzeitperspektive danach gefragt, wie sich die Praktiken des Schweigens und ihre Rezeption vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wandelten. In einer Zeit, in der die Erwartungen an das politische Wort immer höher geschraubt wurden, bildete sich eine Vielfalt an neuen und gewandelten Formen und Funktionen politischen Schweigens heraus. Neben ihrer konstitutiven Bedeutung für die politische Aushandlung verweist der Gebrauch von und Reaktion auf Schweigen stets auch auf die Dimensionen, Grenzen und den historischen Wandel politischer Kommunikationsregime.
Das Projekt befasst sich mit einer Vielfalt politischer Räume – von der Parlamentsdebatte über die Parteiversammlung bis hin zur Salonkonversation. Das hoheitsvolle Schweigen von oben kommt dabei ebenso in den Blick wie das entmündigte oder protestierende von unten. Ausgehend von Mikroanalysen spezifischer Situationen der Grenzüberschreitung und -verschiebung werden Strukturen politischer Kommunikation sowie deren Wandel ausgelotet. Der Blick auf das Schweigen als Grenzfall politischen Sprachgebrauchs hebt somit nicht nur einen bisher wenig beachteten Modus politischer Kommunikation hervor, sondern rückt darüber hinaus die konfliktreichen Momente, in denen die Dimensionen der Politik selbst neu ausgehandelt werden, auf neue Art und Weise in den Fokus.
- Zeichen des Verfalls. Semantische Studien zur Entstehung der Kulturkritik im 18. und frühen 19. Jahrhundert (Historische Semantik 18), Göttingen 2012.
- (mit Dr. Anna Karla) Forum: Times of the Event, in: History and Theory 60, Nr. 1 (2021), 75–149.
- Streitkultur im Kaiserreich. Politische Versammlungen zwischen Deliberation und Demonstration, in: Andreas Braune et al (Hg.): Einigkeit und Recht, doch Freiheit? Das Deutsche Kaiserreich in der Demokratiegeschichte und Erinnerungskultur, Stuttgart 2021, S. 101–120 [eine Kurzversion des Beitrags wurde hier veröffentlicht].
- Een tweestrijd om de tijd? Cultuurkritiek en beschavingsapologie in dialoog, in: Floris Meens (Hg.): Ten strijde tegen het verval. Cultuurkritiek in diachroon en internationaal perspectief, Amsterdam 2021, S. 53–79.
- (mit Dr. Anna Karla) Times of the Event: An Introduction, in: History and Theory 60, Nr. 1 (2021), S. 75–85.
- Events Getting Ahead of Themselves: Rethinking the Temporality of Expectations, in: History and Theory 60, Nr. 1 (2021), S. 117–133.
- Mind the Gaps: Silences, Political Communication, and the Role of Expectations, in: Critical Review of International Social and Political Philosophy 24, Nr. 3 (2021), S. 296-315, DOI: 10.1080/13698230.2020.1796329
- Adel und Epoche. Kulturkritik und Aristokratismus im deutschen Raum um 1800 und um 1900 im Vergleich, in: Eckart Conze et al. (Hg.): Aristokratismus. Historische und literarische Semantik von 'Adel' zwischen Kulturkritik der Jahrhundertwende und Nationalsozialismus (1890-1945), Münster 2020, S. 19–33.
- Die Stimme des Volkes und sein Schweigen. 1848/49 als Kommunikationsrevolution zwischen Erwartung und Erfahrung, in: Archiv für Sozialgeschichte 59 (2019), S. 99–130.
- Mending the Boat While Sailing: Languages of Linguistic Reform in the German Territories, c. 1750–1815, in: Susan Richter/Thomas Maissen/Manuela Albertone (Hg.) Languages of Reform in the Eighteenth Century: When Europe Lost Its Fear of Change, Milton Park 2019, S. 253–275.
- Silence as a Mode of Political Communication: Negotiating Expectations, in: Contemporary Political Theory 18, Nr. 3 (2019), S. 425–431. (freidok)
- Bartleby und das Unterlassen. Elemente einer historischen Praxeologie des Nicht/Handelns, in: Theo Jung (Hg.), Zwischen Handeln und Nichthandeln. Unterlassungspraktiken in der europäischen Moderne, Frankfurt a. M. 2019, S. 9-39.
- Ausbleibender Beifall: Akklamationsverweigerung als Modus öffentlichen Protests in Frankreich (1789-1848), in: Theo Jung (Hg.), Zwischen Handeln und Nichthandeln. Unterlassungspraktiken in der europäischen Moderne, Frankfurt a. M. 2019, S. 215-249.
- Auftritt durch Austritt. Debattenboykotts als parlamentarische Praxis in Großbritannien und Frankreich (1797-1823), in: Archiv für Sozialgeschichte 58 (2018), S. 37–67.
- Art. Schweigen, in: Daniel Morat/Hansjakob Ziemer (Hg.), Handbuch Sound: Geschichte – Begriffe – Ansätze, Stuttgart 2018, S. 414-418.
- Der Feind im eigenen Hause: Antiparlamentarismus im Reichstag 1867–1918, in: Marie-Luise Recker/Andreas Schulz (Hg.), Parlamentarismuskritik und Antiparlamentarismus in Europa (= Parlamente in Europa 5), Düsseldorf 2018, S. 129–149.
- Le silence du peuple: The Rhetoric of Silence during the French Revolution, in: French History 31, Nr. 4 (2017), S. 440–469, DOI: 10.1093/fh/crx062.
- Beschleunigung im langen neunzehnten Jahrhundert: Einheit und Vielfalt einer Epochen-kategorie, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte 2016/3 (2016), S. 51–63.
- Multiple Counter-Enlightenments: The Genealogy of a Polemics from the Eighteenth Century to the Present, in: Martin L. Davies (Hg.), Thinking about the Enlightenment: Modernity and its Ramifications, Milton Park/ New York 2016, S. 209-226.
- Eine "Klage, die so alt ist, als die Geschichte"? Dimensionen des Wandels im Diskurs der modernen Kulturkritik. in: Olivier Agard/ Barbara Beßlich (Hg.), Kulturkritik zwischen Deutschland und Frankreich (1890-1933), Frankfurt 2016 (Schriften zur politischen Kultur der Weimarer Republik, Bd. 18), S.25-40.
- Stimmen der Natur. Diderot, Tahiti und der homme naturel, in: Isabelle Deflers (Hg.): Denis Diderot und die Macht (= Studien des Frankreichzentrums der Universität Freiburg, Bd. 23), Berlin 2015, S. 135-155.
- The Politics of Time: Zeitgeist in Early Nineteenth-Century Political Discourse, in: Contributions to the History of Concepts 9, Nr. 1 (2014), S. 24-49.
- Luxus und Sozialordnung. Kulturelle Selbstbestimmung und die Grenzen des Konsums am Ende des 18. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Kulturphilosophie 7, Nr. 1 (2013), S. 199-204.
- Zeitgeist im langen 18. Jahrhundert. Dimensionen eines umstrittenen Begriffs, in: Achim Landwehr (Hg.): Frühe Neue Zeiten. Zeitwissen zwischen Reformation und Revolution (= Mainzer Historische Kulturwissenschaften, Bd. 11), Bielefeld 2012, S. 319-355.
- Gegenaufklärung. Ein Begriff zwischen Aufklärung und Gegenwart, in: Dietmar Wetzel (Hg.), Perspektiven der Aufklärung. Zwischen Mythos und Realität (= Laboratorium Aufklärung, Bd. 12), München 2012, S. 87-100.
- Das Neue der Neuzeit ist ihre Zeit: Reinhart Kosellecks Theorie der Verzeitlichung und ihre Kritiker, in: Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch 6 (2010/2011), S. 172-184.
- The Writing Self. Rousseau and the Author’s Identity, in: InterDisciplines 1, Nr. 2 (2010), S. 91–121.
- The Shadow of Cultural Criticism, in: Politics and Culture 4 (2009).
5. Sonstiges
- [Digital Research Guide, zus. m. Sonja Levsen, Sabine Mischner, Friedemann Pestel und Christina Schröer] Das lange 19. Jahrhundert, in: Laura Busse u.a. (Hg.): Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geisteswissenschaft (Historisches Forum, 19), Berlin 2016, http://guides.clio-online.de/guides/epochen/das-lange-neunzehnte-jahrhundert/2016.
- [Kommentierte Textedition] Lorenz Hübner: Abhandlung von dem Luxus, oder schädlichen Prachte (1776), in: Zeitschrift für Kulturphilosophie 7, H. 1 (2013), S. 185-198.
- Rezensionen in: Contributions to the History of Concepts, De Negentiende Eeuw, Francia-Recensio, H-Soz-u-Kult, International Network for Theory of History Online, Neue Politische Literatur, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Zeitschrift für Historische Forschung.